Akustik- und Audiotechnik-Spezialist Thomas Fast
Autor: Christof Hammer
Stuttgart, Ortsteil Bad Cannstatt, Brählesgasse 21: Wer durch diese Türe geht, betritt ein kleines bisschen eine andere Welt. Wäre Hogwarts keine Zauberschule, sondern eine Ausbildungsstätte für Fachkräfte in Sachen Audio- und Hi-Fi-Technik – es würde wohl so aussehen wie bei Thomas Fast. „Das Gebälk hier stammt aus dem Jahr 1348“, erzählt der Gastgeber, „von der ursprünglichen Bausubstanz her ist dieses Haus damit das wahrscheinlich älteste Gebäude im Großraum Stuttgart.“ Etwas windschief lehnt sich der vierstöckige Fachwerkbau nach gut sechseinhalb Jahrhunderten an sein Nachbargebäude – man stützt sich gegenseitig in diesen schweren Zeiten. Seit 1998 betreibt Thomas Fast hier seine Firma für Hi-Fi-Technik – doch was zuerst auffällt, wenn man die Innenräume betritt, sind weniger die unzähligen High-End-Komponenten, sondern die Blumengebinde, die stilvoll jeden der vier Hörräume schmücken – je ein Strauß pro Raum. „Ich liebe Blumen“, sagt der Hausherr. „Blumen machen etwas mit der Atmosphäre, die uns umgibt – sie stehen für Schönheit und machen mich fröhlich. Zugleich atmen sie einen Hauch von Vergänglichkeit und Melancholie.“
Nach unzähligen liebevoll arrangierten Sträußen – gerne Lilien und Gladiolen – feiert Thomas Fast mit seinem „ganzheitlichen Hi-Fi-Studio“, wie er sein Projekt selbst beschreibt, in diesem Jahr Jubiläum. In der Hi-Fi-Szene aktiv ist der 55-Jährige aber schon deutlich länger. „Als Zwölfjähriger habe ich mir bereits bei Hifi Thelen die Nase am Schaufenster platt gedrückt“, erzählt der gebürtige Wuppertaler, „und als ich eines Tages einen Magnetostaten von Magnepan zu hören bekam, war es um mich geschehen. Das klingt so wunderschön, dachte ich, das müssen ganz tolle Menschen sein, die so etwas bauen. Da wollte ich dazugehören.“
Doch zunächst lauerte eine kaufmännische Ausbildung auf ihn – natürlich bei Hifi Thelen. Über weitere Hi-Fi-Studios, diverse Weiterbildungen und eine Zwischenstation in einem Stuttgarter Verlag als Marketingmitarbeiter im Hi-Fi-Bereich wechselte Fast schließlich 1989 zum badischen Audiohersteller AVM. Während dieser Zeit entwickelte er auch eine eigene Kabellinie und traf Mitte der 1990er-Jahre auf Dr. Jörg Hunecke, Ingenieur beim renommierten Fraunhofer-Institut, und später auf Franck Tchang, Chef von Acoustic System: wegweisende Begegnungen, die Fast zum Raumakustikfachmann machten – und zu einem in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich häufig gefragten „Set-up-Spezialisten“.
1998 folgte dann die Eröffnung eines eigenen Studios. Erste Schwerpunkte: Kabelprodukte zum Beispiel des algerischen „Strippenvisionärs“ Jean Mustafa Fadel, Verbinder unter dem eigenen Label fastaudio und selbst entworfene, von externen Partnerfirmen gefertigte Raumakustik-Lösungen wie Absorber, Diffusoren und Resonatoren. Bald übernahm Fast den Vertrieb für Topmarken wie den Phonospezialisten Lyra und Stück für Stück wurde die Brählesgasse schließlich zu jenem Ort, der als audiophiler Treffpunkt bezaubert, als Oase des guten Klanges, als Begegnungsstätte für Menschen mit audiophilen Genen und einem Sinn für Lebensgenuss – ein Faible für gehobene Hörkultur geht ja meist einher mit einer bestimmten Lebensphilosophie.
Und so wird auch im Hause Fast nicht nur über exquisite Hi-Fi-Technik gefachsimpelt – bevorzugt edle Röhrenverstärker, analoge Laufwerke, ungewöhnliche Lautsprecher und State-of-the-art-Digitaltechnik von Herstellern wie Jadis, Tsakiridis, Airtight, Audiomat, Sombetzki, Soulution, Bauer Audio, StSt, Primary Control, Lyra, Loricraft, MoFi, WolfvonLanga, Duevel, Magnepan, Kiso oder audiodata –, sondern hier wird gelebt und die Seele gepflegt. Gerne serviert der Hausherr seinen Besuchern und Workshop-Teilnehmern die eine oder andere kulinarische Köstlichkeit aus seiner selbst entworfenen Küche und natürlich dreht sich alles um Musik. „Musik ist mein Leben“, sagt Thomas Fast, egal ob per Vinyl, via High-Resolution-Stream oder zur Not auch über CD. Stilistisch zeigt er sich dabei von Techno und Ambient über Minimal Music, Soul, R&B und Jazz bis hin zur Klassik nach allen Seiten offen. „Neugierig zu sein ist ein Teil der menschlichen Lebendigkeit – wenn man nicht mehr neugierig ist, dann hat man etwas ganz Wichtiges verloren.“
Diese ungebrochene Lust auf Neues will der Hi-Fi- und Musikmensch Thomas Fast auch an seine Besucher weitergeben, sie einladen, neugierig zu sein. „Ich möchte aufzeigen, wie man Klangreproduktion auf den Punkt bringt. Musik soll bei mir nicht nur genauso gut, sondern besser als im Konzert klingen.“ Damit ist freilich nicht die Kunst der akustischen Retusche gemeint, sondern Thomas Fast will die Magie jener Momente, wenn „Musiker ineinanderrasten und diese unnachahmlichen künstlerischen Sternstunden entstehen“, so gut wie möglich von jeglichen Störgeräuschen befreien. Eines seiner unvergessenen Live-Highlights: ein Auftritt des amerikanischen Soul-Jazz-Poeten Terry Callier beim Kasseler Zeltfestival – „ein zum Heulen schönes Konzert“.
Um den Zauber solcher Musik zu einem berauschenden Klangerlebnis zu machen, gibt es für Fast eine Fülle verschiedener tontechnischer Wege – für große und auch für nicht ganz so große Budgets. Stets aber kommen wertige, nachhaltige Produkte zum Einsatz. „Ich verkaufe nichts, was man nach vier, fünf Jahren austauscht, sondern nur Geräte und Zubehörelemente, die ein Leben lang Bestand haben und an denen man immer wieder herumtüfteln und etwas optimieren kann.“ Die Ware der Volumenhersteller überlässt er konsequent anderen Anbietern – der technische Mainstream ist nicht seine Welt.
„Es gibt so viele Wege der Reproduktion von Musik“, erklärt Fast, „diese verschiedenen Herangehensweisen an das Musikhören möchte ich aufzeigen. Das können dann Magnetostaten ebenso sein wie Feldspulensysteme nach Werner von Siemens oder omnidirektionale Lautsprecher – vieles ist möglich. Ich möchte mich selbst und meine Kunden an jenen Punkt heranführen, an dem unsere innere Stimme aufhört zu quatschen und man sich ohne ständiges Hinterfragen nur noch auf den Zauber des Musikhörens einlässt.“
Sosehr Fast in gerätetechnischer Hinsicht die Verbindung von Technik und Emotion sucht – in Sachen Raumakustikoptimierung arbeitet er streng nach bauphysikalischen Parametern. „Ich achte ausschließlich auf messtechnische Werte wie eine Nachhallzeitanalyse oder Feldmessungen“, erläutert er. „Und natürlich geht es um die Parameter der Geräte, etwa deren Ausgangswiderstände.“ Rund eintausend Räume hat sich Thomas Fast seither vorgeknöpft und mit seinen selbst entworfenen Schallabsorbern und Walltraps tontechnisch optimiert, Anlagen-Set-ups perfektioniert – für private Kunden, aber auch für renommierte Auftraggeber aus der Wirtschaft, dem Einzelhandel und der Hi-Fi- und Musikbranche.
Neu hinzugekommen ist in den vergangenen Jahren das Problem Elektrosmog – vor zehn Jahren ein quasi völlig unbekanntes, aber heutzutage häufig anzutreffendes Phänomen. „Wenn an einer Steckdose drei oder vier Computer dranhängen, dazu noch eine Playstation daddelt und ein Laptop läuft: Wie soll aus einer Konstellation von so vielen sich einander gegenseitig störenden elektronischen Feldern noch guter Hi-Fi- Klang zustande kommen?“, fragt Fast und rückt dem Feindbild „schmutziger Strom“ beispielsweise mit speziellen Entstörungsprogrammen zu Leibe. Sein Tipp: Software und Geräte der Digitalspezialisten Vortex HiFi. Um ein ideales Set-up zu konfigurieren, kommt Thomas Fast natürlich auch zum Kunden vor Ort. „Von Montag bis Mittwoch bin ich Dienstleister im Kundenauftrag, am Donnerstag, Freitag und Samstag öffne ich den Laden hier in Cannstatt“, berichtet Fast. Als Motto gilt: einfach vorbeikommen und klingeln.
Bleibt noch eine Frage: Wenn diese leicht verwunschene Klangwerkstatt ein kleines Hogwarts für die Zauberkunst des guten Tones ist – wer ist dann Thomas Fast: Harry Potter? Hagrid? Oder gar Albus Dumbledore? Vermutlich von jedem ein bisschen – und immer noch auf der Suche nach noch zu entdeckenden Geheimnissen in der Welt des perfekten Klanges.
Der vorstehende Artikel ist erstmals im Lifestylemagazin „VOLUME“ 2018/2019, Edition 02, erschienen (Printmagazin). Zuletzt wurde der Artikel am 26.01.2023 aktualisiert.
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