Unternehmensberater weinen nicht. Genau das war eigentlich Markolf Heimanns Beruf. Doch wenn er die FAZ aufschlägt und liest: „Wenn es mit High End und Hi-Fi weiter so bergab geht, liegen bald beide unter der Erde“, dann vermeint man die Tränen in seinen Augen sehen zu können. Denn High End ist seine Leidenschaft, an die er von ganzem Herzen glaubt. Um deren Botschaft in die weite Welt zu tragen, hat er die Villa Belvedere in Eltville am Rhein aufgebaut. Um Hi-Fi zum Erlebnis, ja zur Kunst zu machen.
Bildende Kunst gibt es dort quasi als Dreingabe. Keine Vorführungen in verstaubter Hinterzimmer- oder Hotelzimmer-Atmosphäre, sondern Musikgenuss, umgeben von Skulpturen, Gemälden und Fotografien, erschaffen von Künstlern aus der renommierten Frankfurter Städelschule. Natürlich ist der Vertrieb AUDIO-TRADE, der die außergewöhnlich schöne Villa in Sichtweite zum Rhein betreibt, nicht der Erste, der Musikgenuss und andere schöne Dinge des Lebens in einen Zusammenhang setzt. Es gibt Händler wie das Auditorium in Hamm, Life Like in München, HiFi im Hinterhof in Berlin oder die HiFi-Profis, die ihren Kunden nicht nur fachkundige Beratung, sondern auch ein nachhaltiges Vorführerlebnis bieten. Mit Max Schlundt hat sich eine der Kultfiguren der High- End-Szene im Berliner Stilwerk, das jetzt unter LIVING Berlin firmiert, erfolgreich in einem Umfeld voller edler Design- und Einrichtungsmarken eingenistet. Es geht also nicht nur, es funktioniert sogar, wenn hochwertiges Umfeld und anspruchsvolle Vorführungen zu einem inspirierenden Gesamterlebnis zusammenfinden.
Schnell sind dann Beobachter der Szene mit dem Begriff „Luxus“ bei der Hand. Sie imaginieren, wie der zitierte Kommentar des FAZ-Redakteurs Marco Dettweiler, eine Welt von teuren Autos, edlen Uhren, Hochglanzwerbung und Statussymbolen zusammen, in der sich teure High-End-Komponenten einzufügen haben. Und ja, gewisse Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen, wenn es um mechanische Präzision, beste Verarbeitung oder höchste Erlebnisqualität geht.
Doch die Definition von „Luxus“ als Statussymbol oder Vorzeigeprodukt spielt in Eltville keine Rolle. Markolf Heimann und AUDIO-TRADE-Gründer Peter Mühlmeyer verstehen ihren Traditionsvertrieb nach wie vor als geerdet. Schließlich vertreibt man als einer der wichtigsten deutschen Hi-Fi-Vertriebe mit Hauptsitz in Mülheim an der Ruhr nach wie vor auch preisgünstige Einsteiger-Plattenspieler von Pro-Ject und bestens beleumundete, aber weniger statusträchtige Tonabnehmer von Ortofon. Und befindet sich damit in bester Gesellschaft mit High-End-Herstellern „Made in Germany“. Marken wie AVM, Burmester oder T+A haben es geschafft, grundehrliche technische Perfektion und begehrenswerten High-End-Glanz elegant zu vereinen. Ihre Produkte sind gefragt wie nie zuvor, erfreuen sich – wie auch die Plattenspieler von Clearaudio, Thorens oder Transrotor – weltweit steigender Beliebtheit mit zweistelligen Zuwachsraten.
Auch haben die führenden Strategen der Branche die Digitalisierung nach anfänglicher Verunsicherung mit faszinierenden Streamingkonzepten längst überzeugend im Griff und keinesfalls verschlafen. So gesehen kann von einer vom Aussterben bedrohten Branche keine Rede sein. Denn auch das Design und die Funktionalität sind längst angekommen in der Moderne. Der Einfluss der jüngeren Generation, für die eher schicke Smartphones der Oberklasse als Luxusprodukte wie als Erlebnisgegenstände fungieren, ist unverkennbar. So passt nicht nur die Formensprache vieler Komponenten, die in den letzten Jahren die Neudefinition von High End geprägt haben, in eine geschmackvoll, aber dezent eingerichtete Wohnumgebung, sondern auch die Bedienung mit iPad und nur dezent inszenierten Elektronikbausteinen.
Wenn man die Villa Belvedere betritt, treten selbst diese Komponenten auf angenehme Weise in den Hintergrund. Die großzügigen Räume mit ihren zentral angeordneten Sofas laden zum Relaxen ein. Als würde man das Wohnzimmer bei sehr guten Freunden betreten, bei denen man sich wohl-, ja zu Hause fühlen darf. Und natürlich liegt dort wie zufällig ein iPad auf der Sofalandschaft, wo der Besucher ohne Scheu seine ganz individuelle Reise durch die Musikwelt starten darf. Dass das ohne Hemmschwellen gelingt, liegt auch an der intuitiven Musiksoftware Roon, deren Server AUDIO-TRADE vertreiben und die jeden Musikhörer wie ein beratender Freund durch das unendliche Musikangebot der besten Streamingdienste geleitet. Hier liegt also die Basis für viele genussreiche Stunden, die folgen werden.
„Uns geht es ja nicht nur darum, Hi-Fi zu verkaufen. Es geht uns um ein ganzheitliches Lebensgefühl – und dazu gehören gute Architektur, gutes Design, gutes Essen und Trinken, nicht zuletzt auch Kunst“, sagt Markolf Heimann. Wie selbstverständlich ist das Hörambiente auf jedem der drei Stockwerke mit Bildern und Skulpturen umrahmt, die von Künstlern des berühmten Frankfurter Kunstmuseums Städel ausgestellt werden. Dazu stilvoll-dezente Möbel, zurückgenommene indirekte Beleuchtung und Zeichen kulinarischer Besonderheiten wie die auf einer legendären Berkel-Maschine aufgeschnittenen Schinkenscheiben, eine gut sortierte Bar und Weinschränke. Das Signal: Hier finden nicht in verstaubter Händleratmosphäre verbissene Hörvergleiche von Hi-Fi-Nerds statt, sondern Wohlfühlveranstaltungen mit Premium-Automarken, Vernissagen, Musikvorträge und vieles mehr.
So ist die Villa Belvedere zu besagtem Gesamtkunstwerk gereift, das Auge und Ohr gleichermaßen verwöhnt. Ein Erlebniscenter, das mehr Sinne als nur das Ohr anspricht, in dem der Besucher ein hochwertiges Lebensgefühl live erfährt. High End zu kaufen, steht hier gar nicht im Vordergrund, dafür ist nach wie vor der Händler zuständig.
Heimann: „Bei uns muss sich Hi-Fi ins Wohnen integrieren, muss schön aussehen und darf den häuslichen Frieden nicht gefährden.“ Wer kommt in den Genuss? Es sind überwiegend Händler, auch mit Endkunden, die Presse, aber auch Hi-Fi-Interessierte, auf die ein Klang- und Wohlfühlerlebnis wartet, das der einzelne Händler so nicht immer vermitteln kann. Peter Mühlmeyer: „Der Rheingau ist Kulturlandschaft, bevorzugtes Reiseland, wir haben die Bundesbahn und den Frankfurter Flughafen vor der Tür und sind in der Lage, auch große Gruppen aufzunehmen, bei schönem Wetter auch im Garten.“ Und weiter: „Eltville ist das neue Gesicht von ATR“, sagt Heimann. Dafür wurde die Villa langfristig gemietet und innen komplett umgestaltet.
Die Räume erlauben grundsätzlich eine vielfältige Nutzung: Heute Kinobestuhlung, morgen ein Stuhlkreis fürs Vertriebsmeeting. Möbel lassen sich leicht verschieben, Räume optisch mit Vorhängen verkleinern. „Wir müssen flexibel sein“, erklärt Heimann, „und haben bei der Möblierung auf einen dezenten, ikonischen Stil wie von USM und COR gesetzt und nicht auf die typischen Hi-Fi-Türme.“ Alle Möbel haben Rollen, so wird aus einem Hörraum im Nu ein Schulungsraum. Plattenregale schweben als Kuben in Ohrhöhe an der Wand und fungieren so gleichzeitig als akustische Dämpfer. „Wir haben versucht, mit dezenten akustischen Maßnahmen so wenig wie möglich in die Räume einzugreifen“, sagt Peter Mühlmeyer, „genau so, wie ein ambitionierter Musikhörer das auch in seinem Wohnraum zu Hause machen würde.“ Immer mit dem Ziel, mehr Lust auf Hi-Fi zu machen.
Auch wenn High End gerade für AUDIO-TRADE nicht grundsätzlich mit „teuer“ gleichzusetzen ist, sind auch einige Anlagen der deutlich gehobenen Preisklasse integriert. Doch selbst ein Paar vollaktive Kugellautsprecher L’Océan von Cabasse zum sechsstelligen Preis sind hier nicht als Technikausstellung präsentiert, sondern fügen sich wie weitere Kunstobjekte in den Raum ein.
„Wir sehen unseren Eltviller Standort als Branchenplattform“, sagt Heimann. „Jeder ist willkommen, auch unsere engagierten Wettbewerber, die wir als Partner im Kampf um die Budgets der wirklich Musik suchenden Endkunden verstehen. Wir sitzen dort alle im gleichen Boot und müssen uns gegen die Hersteller von Convenience-Hi-Fi behaupten, wie SONOS, Apple oder Google, bei denen Musikhörer schnell in eine technische und musikalische Sackgasse geraten. Klar steuern wir auch mit iPhone und iPad unsere Anlagen. Aber diese Geräte sind nur Schnittstelle, Mittel zum Zweck des wahren, ganzheitlichen Musikgenusses.“ Wer es nicht glauben will, mache sich einfach auf den Weg in den Rheingau nach Eltville in die Villa Belvedere. Die Atmosphäre wie zu Gast bei Freunden und die Tränen der Rührung bei langen Musikgenuss-Sessions sind inklusive. So wie mindestens ein gutes Glas Rheingauer Wein.
Der vorstehende Artikel ist erstmals im Lifestylemagazin „VOLUME“ 2022, Edition 06 erschienen. Zuletzt wurde der Artikel am 25.01.2024 aktualisiert.
Herausgeber des VOLUME-Magazins: HIGH END SOCIETY e. V., Verlag: MAXX8 GmbH
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